Ohne nachzudenken greife ich zu meinem Parfum, das ich in den letzten Zeit immer benutzt habe. Dann halte ich inne. Nein, dieses Parfum passt gerade nicht mehr. Es erinnert mich an blätterlose Bäume, dunkle Wintertage und dicke Pullis. Aber: jetzt ist Frühling. Draußen ist es wieder grün und die Luft duftet nach unzähligen Blüten. Ich brauche also einen Duft, der mir ein Frühlings- und Sommergefühl gibt. Blumig und leicht.
In meinem Schrank finde ich ein solches Parfum. Es hat mich durch die letzten Sommer begleitet. Ich mag es immer noch sehr. Als ich den Duft einatme, sehe ich Bilder meiner letzten Sommer in Wandlitz und Berlin vor meinem innere Auge. Und ich fühle mich plötzlich so, wie ich mich zu dieser Zeit dort gefühlt habe. Schöne und wehmütige Gefühle vermischen sich. Und ein heftiges Gefühl des Vermissens zieht durch meinen Bauch. Nein, dieses Parfum kann ich gerade nicht benutzen. Es ist untrennbar mit meiner Zeit dort verbunden. Genauso geht es mir mit dem Parfum, das ich immer getragen habe, wenn ich Zeit mit ihm verbracht habe. Es steht in meinem Schrank, ich habe es seither nicht mehr benutzt. Weil es, wenn ich nur daran rieche, dafür sorgt, dass ganz viele Gefühle wieder nach oben kommen, die besser unter Verschluss bleiben. Und weil mein Herz sonst wieder schmerzt.
So ist jedes meiner Parfums mit einer Zeit meines Lebens verbunden. Jeder Duft weckt Erinnerungen, positive oder negative. Bei jedem Duft sehe ich Bilder von Erlebnissen vor meinem inneren Auge und spüre die Gefühle wieder, die ich dabei hatte. Nächste Woche werde ich mir ein neues Parfum kaufen. Und ganz sicher werde ich all die Erlebnisse der kommenden Zeit irgendwann auch mit dem Duft dieses Parfums verbinden.
Ja, Düfte sind Erinnerungen. –
Aber umgekehrt geht das auch. – Wenn ich mich an den einzigen wirklichen Sommerurlaub in meiner Kindheit erinnere, es war ein Ostseeurlaub in Boltenhagen, und ich uns Kinder mit den Eltern nach dem Baden zum Zeltplatz hin schlendern sehe, dort, wo es eine Bude mit Zuckerwatte, eine mit kandierten Äpfeln und eine mit Vanillewaffeln hatte, dann habe ich genau DIESEN Duft in der Nase, obwohl ich ihn so, nie wieder gespürt, nie wieder gerochen habe: den Duft dieser Vanillewaffeln. Der war ganz und gar wundervoll und einzigartig! (der Geschmack der Waffeln übrigens auch – ich habe seither nie wieder solche gegessen.)
Deine kleine Geschichte hat mich daran gerade erinnert, und nun kriege ich den Duft nicht mehr aus der Nase … 😉
Liebe Grüße an dich, und ich wünsche Dir, dass Du ein schönes neues Parfüm für Dich findest! 🌻
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Oh, das klingt ja toll mit dem Duft der Vanillewaffeln! Die würde ich nach deiner Beschreibung gerne mal probieren 🙂
Ich habe das übrigens so noch nie erlebt – sondern immer in die andere Richtung, dass Düfte/Gerüche Gefühle/Erinnerungen auslösen.
Danke, ich freu mich schon darauf, endlich wieder in der Parfümerie zu stöbern und ganz viele Parfums auszuprobieren.
Ganz liebe Grüße 🙂
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