Mir geht es tendenziell etwas besser. Morgens bin ich meistens zwar immer noch energielos und und die negativen Gedanken drehen sich im Kreis, aber drinnen bleiben und in diesen Gedanken versinken ist nicht, weil: da ist der Hund, der eine ausgiebige Morgenrunde braucht. Und auch wenn die ersten Schritte bleischwer sind – hinterher geht es mir eigentlich immer besser. Ich hatte ja gehofft, dass ich keine Arbeitspause machen muss. Als ich letzte Woche allerdings in Tränen ausgebrochen bin, weil ich noch eine E-Mail schreiben musste und ich das Gefühl hatte, ich kann einfach nicht mehr, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es ohne Arbeitspause und Abstand zur Arbeit vermutlich nicht besser werden wird. Ich muss raus aus dem Hamsterrad und neue Energie tanken.
Und neue Energie tanken kann ich einfach am besten in der Natur. Das herrliche Frühlingswetter, die Sonne und die schönen Frühlingsblumen überall helfen mir ebenfalls enorm. Ich probiere allerdings momentan keine neuen Runden aus, sondern gehe hauptsächlich Runden, die ich schon kenne. Neue Runden wären momentan zusätzlicher Stress – und ich merke ja, dass ich für solche Herausforderungen gerade einfach keine Kraft habe. Auf den bewährten Runden kann ich mich hingegen entspannen und in Ruhe die Natur genießen.

Am Sonntag waren wir an einem See im Norden von Leipzig. Leider war diese Wanderung eher unerfreulich, weil wir auf einem Weg abseit der stark frequentierten Wege, den wir dort meistens nutzen, von einem Mann darauf hingewiesen wurden, dass, wir dort gar nicht langgehen dürfen, weil er durch ein Naturschutzgebiet führt. Außerdem gebe es dort Wölfe und Wildschweine etc. Hinweisschild gab es keins, nur die Aufforderung seinerseits, umzukehren und diesen Weg nicht mehr zu nutzen. Das konnte ich so nicht stehen lassen und es ergab sich eine unerfreuliche Diskussion, an deren Ende ich ziemlich wütend war. Ich kann einfach nicht nachvollziehen, was dagegen spricht, diesen Weg zu nutzen, wenn man sich verantwortungsbewusst verhält, auf dem Weg bleibt, den Hund nicht von der Leine lässt etc. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, den Mann meinerseits darauf hinzuweisen, dass er sich doch bitte als Naturschützer dann auch mal um den Müll kümmern soll, der überall herumliegt und an dem Tiere zu Schaden kommen können. Nachdem wir diese unerfreuliche Begegnung hinter uns gelassen hatten, habe ich mit Flores noch ein bisschen Frisbee gespielt – und konnte mich so wieder ein wenig beruhigen.
Die gestrige Wanderung war da wesentlich schöner und entspannter. Sie führte mich mal wieder durch den Dieskauer Park und an der ICE-Trasse entlang nach Döllnitz, insgesamt komme ich da immer so auf 9 km. Trotz des herrlichen Wetters waren auf dem Großteil der Strecke nicht sonderlich viele Menschen unterwegs und es war angenehm ruhig. Ich genieße es gerade so sehr, der Natur beim Frühlingserwachen zuzusehen, freue mich über das satte Grün, was langsam überall zum Vorschein kommt, über die Narzissen am Dieskauer Schloss und über die Gänseblümchen überall. Weniger erfreulich finde ich den Müll, den man in der Natur in momentan leider recht großen Mengen findet. Deshalb habe ich auf meinen Hunderunden und Wanderungen inzwischen immer eine Mülltüte und Handschuhe dabei, sammle den Müll ein und entsorge ihn dann. Ziemlich frustrierend ist es, wenn man an einem Tag an einer Stelle Müll aufgesammelt hat – und am nächsten Tag liegt wieder etwas da. Das ist z. B. an einer Stelle im Dieskauer Park so, diese Stelle dient scheinbar als Treffpunkt für Jugendliche. Ich kann das einfach nicht nachvollziehen – es gibt dort in unmittelbarer Umgebung 3 Mülleimer. Und selbst wenn es keine gäbe, könnte man seinen Müll einfach wieder mit nach Hause nehmen und müsste ihn nicht in der Natur liegenlassen. (In einem anderen Bereich hier am Rand von Halle sieht es noch schlimmer aus: da liegen große blaue Müllsäcke im Gebüsch bzw. der Müll daraus wurde großräumig verteilt. Das könnte ich alleine gar nicht beseitigen … aber das ist eine andere Geschichte (ich verstehs nicht). In jedem Fall werde ich mich kundig machen, wer das beseitigen kann.)

Nach dem Mülleinsammeln haben Flores und ich dann auf der großen Wiese eine längere Pause in der Sonne gemacht. Dann gings weiter zum Schloss, wo uns eine Frau ansprach und sich über einen anderen Hundebesitzer aufregte, der seinen Hund (der nicht hörte) frei herumlaufen ließ. Und Flores? Die bellte zum ersten Mal nicht (sonst hat sie IMMER gebellt, wenn uns jemand angesprochen hat), sondern stand einfach ruhig neben mir. Ich war begeistert. Die Maus macht wirklich enorme Fortschritte. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich in der letzten Zeit draußen häufig mit Menschen gesprochen habe und sie gemerkt hat, dass das ja gar nicht so dramatisch ist. Sie ist jetzt auch nicht mehr so aufgeregt, wenn wir unbekannten Menschen begegnen und ich diese grüße. Zu Übungszwecken (für sie und für mich, die ich ja auch eher ungern Kontakt mit fremden Menschen aufnehme) grüße ich in letzter Zeit ziemlich viel 😉 In gewisser Weise überwinden wir beide so unsere Schüchternheit und üben Interaktionen mit fremden Menschen 🙂
Am Ende der Runde machten wir noch eine kleine Pause auf einer Bank an der Reide. Ich hätte da noch eine Weile sitzen und dem beruhigenden Rauschen des Wassers lauschen können. Flores sah das etwas anders. Sie wollte nach Hause. Auf dem Rückweg sahen wir auf der großen Wiese einen Storch, der auf der Suche nach Futter durchs Gras stakste. Ich freute mich. Genauso wie ich mich auf viele schöne Runden in der Natur mit Flores in den kommenden Frühlings- und Sommermonaten freue.

