Stille … gesucht und gefunden

Ich habe sie wiedergefunden, die Stille. In einem abgelegenen Ortsteil einer Kleinstadt am Darß, auf einer kleinen Halbinsel, auf die man nur gelangt, wenn man mit dem Auto 3 km über einen Plattenweg holpert. Eine andere Straße gab es nicht – und demzufolge auch keinerlei Verkehrslärm. Ab und an fuhr ein Auto den Plattenweg entlang oder es war bei einem der wenigen Häuser ein Rasenmäher zu hören. Dann wieder nur der Wind, das Rascheln der Blätter an den Bäumen, Vogelgezwitscher. Und abends war es geradezu unfassbar still. So still, wie ich es seit dem Wegzug aus der Wohnung am Wald am Rand von Berlin nicht mehr erlebt habe.

Da, wo es still war

Nur in dieser Stille ist es mir möglich, in mich hineinzuhören und meine eigenen Gedanken wahrzunehmen. (Und die dann auch aufzuschreiben.) Sehr lange Zeit kannte ich das nicht. Und seitdem ich es kenne und vor allem seit dem Wegzug aus besagter Wohnung vermisse ich die Stille immer dann schmerzlich, wenn es um mich herum laut ist. Das ist inzwischen wieder leider fast immer der Fall. Insbesondere im vergangenen Sommer bin ich so gut wie gar nicht zur Ruhe gekommen. Umso erleichterter bin ich, dass dieser Sommer endlich ein Ende gefunden hat und es zumindest draußen ein wenig ruhiger geworden ist. Eigentlich liebe ich den Sommer (und wäre ich da schon an diesem Ort an der Ostsee gewesen hätte ich ihn sicher auch sehr genossen), aber dieser immerwährende Lärm hat meinen Stresspegel in ungeahnte Höhen katapultiert. Glücklicherweise lässt der sich auch wieder senken – mit ausreichend Ruhe und Natur um mich herum. Allerdings dauert das dann eine Weile und es ist mit einem Waldspaziergang nicht getan (mir ist erschreckenderweise bewusst geworden, dass mein Stresspegel offenbar ständig ziemlich weit oben ist – ich hatte diesen Zustand für normal gehalten).

Ein anderer stiller Ort

In jedem Fall habe ich einmal mehr gemerkt, dass Stille etwas sehr kostbares ist. Während der Zeit an diesem Ort an der Ostsee war mein Herzschlag viel ruhiger und gleichmäßiger als sonst. Ich war weniger angespannt, weniger gereizt und viel mehr wieder ich selbst. Ich konnte auch bei lauten Geräuschen/Lärm/Hektik mehr bei mir bleiben und habe mich vom Stress der anderen nicht so anstecken lassen wie sonst. Das habe ich insbesondere kurz nach der Rückkehr aus dem Urlaub bei einem Einkauf in einem vollen Supermarkt gemerkt. Leider lässt der Effekt bereits wieder nach. Kein Wunder bei der Vielzahl an Geräuschen, die hier tagtäglich auf einen einprasselt. Ich habe bisher noch keinen Weg gefunden, wie ich mich vor dem Alltagslärm „schützen“ kann, damit mein Stresspegel dauerhaft im unteren Bereich bleibt. Vielleicht hilft ja der Herbst/Winter ein wenig. Und: die Aussicht auf einen nächsten Sommer (zumindest teilweise) außerhalb der Stadt.

Wolkenbeobachten fühlt sich anders an, wenn es still ist

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